Der „Gang nach Bethlehem“ zählt zu Fritz von Uhdes Werkgruppe der religiösen Bilder, in denen der Künstler jeweils biblische Themen in Szenen des „gewöhnlichen Lebens“ in den Alltag seiner Zeit übertrug.
Dem dargestellten Landschaftsmotiv liegen Freilichtstudien des Malers in der Umgebung der Moorkolonie Augustenfeld in Dachau zugrunde. Hier hatte sich Fritz von Uhde ab 1888 mehrfach zum Arbeiten aufgehalten und hatte mehrfach das Motiv der Dorfstraße, die durch Augustenfeld nach Schleißheim führt, skizziert. Auf dieser zugefrorenen Straße bewegt sich ein ärmlich gekleidetes Paar vom Betrachter weg vorwärts durch die Unwirtlichkeit der kargen Winterlandschaft in Richtung einer Ansammlung einfacher Häuser, aus deren Fenstern vereinzelt kleine orangefarbene Lichter herausleuchten.
Das Paar ist in Rückenansicht mit leicht ins Profil gedrehten Köpfen dargestellt. Der Mann hält mit seinem rechten Arm stützend die offensichtlich hochschwangere Frau. Er trägt einen Rucksack und über seiner linken Schulter eine Säge, die ihn als Zimmermann kennzeichnet. In Verbindung mit dem Bildtitel verweist die Säge als Attribut des Zimmermanns Josef auf die bekannte Weihnachtsgeschichte des Lukas-Evangeliums und die vergebliche Suche von Maria und Josef nach einer Unterkunft in Bethlehem vor der Geburt ihres Sohnes Jesus.