Die Frage nach der Herkunft von Sammlungsobjekten ist integraler Bestandteil der Arbeit an Museen, Bibliotheken, Archiven und am Kunstmarkt. Sie dient neben der Identifizierung von sogenanntem Raubgut auch dem Erkenntnisgewinn zur Sammlungs- und Institutionengeschichte und dem Verständnis der Prozesse um Authentifizierung, (Wert-)Zuschreibung, Manifestation oder Aneignung dessen, was heute als Kulturgut definiert wird.
Im Zusammenhang mit Zuschreibungs- und Echtheitsfragen sowie der Erforschung privater und öffentlicher Sammlungen und der Entstehung und Entwicklung des Kunstmarktes gehört Provenienzforschung von je her zum Methodenkanon der Kunstwissenschaft.
Seit einigen Jahren dient die Erforschung früherer Besitzverhältnisse von Sammlungsobjekten häufig der Aufklärung unrechtmäßiger Raubkontexte. Insbesondere der nationalsozialistische Kunst- und Kulturgutraub steht spätestens seit den medienwirksamen Fällen um Kirchners „Berliner Straßenszene“ (2006) oder dem so genannten „Schwabinger Kunstfund“ (2013 ff.) im Fokus des fachlichen wie auch des öffentlichen Interesses.