In Familienbesitz geblieben: Margaret Macdonald Mackintoshs Opera of the Seas

Veröffentlicht am 21. Juni 2023

Margaret Macdonald Mackintosh, The Opera of the Seas, um 1903/15
Margaret Macdonald Mackintosh, The Opera of the Seas, um 1903/15

Im Zusammenhang mit der Einrichtung einer eigenen Jugendstil-Sammlung im HLMD wurde auch eine kleine Gruppe von englischen Gemälden des späten 19. Jahrhunderts erworben, welche die symbolistischen Tendenzen in der Kunst der damaligen Zeit darstellen sollte. Eine Besonderheit in der Gruppe dieser Werke stellt Margaret Macdonald Mackintoshs Opera of the Seas dar, das 1969 vom Londoner Händler Walter Mela angekauft wurde.

Mela galt als Spezialist für Jugendstil in einer Zeit, die erst allmählich die Leistungen dieser lange Zeit als kitschig verpönten Epoche zu schätzen lernte. Das Museum erwarb insgesamt 83 Objekte bei ihm, vor allem Kunsthandwerk. Die Tätigkeit Melas scheint weitestgehend unerforscht zu sein. Er entstammt offenbar einer Frankfurter Familie, die bis in die späten 1930er Jahre zwei Antiquitätengeschäfte betrieb, bis sie die Verfolgung durch die Nationalsozialisten zur Emigration zwang. Geschäftsbeziehungen des Museums zur Familie Mela aus der Zeit vor 1945 sind nicht dokumentiert. Dennoch war es notwendig, die Provenienz auch dieses Werkes zu erforschen.

Seine Entstehungszeit ist bis heute unklar, vermutlich wurde es zwischen 1903 und 1915 geschaffen. Ein Etikett auf der Rückseite gibt als Besitzer „Margaret Macdonald Mackintosh / 2 Cedar Studios / 45 Glebe Place Chelsea“ an. Die Mackintoshs lebten und arbeiteten hier von 1915 bis 1923. Im Herbst 1916 war das Gemälde auf der Arts & Crafts-Ausstellung in der Royal Academy in London zu sehen und blieb offenbar im Besitz der Künstlerin. Das Pendant zu dem Gemälde ist verschollen. Von Margaret Macdonald Mackintosh existieren nur wenige Gemälde, denn wie ihr Mann, der Architekt Charles Rennie Mackintosh verstand sie sich in erster Linie als Raumkünstlerin und Designerin.

Möglicherweise wurde The Opera of the Seas 1924 auf der Biennale in Venedig gezeigt. Spätestens nach dem Tod der Künstlerin 1933 befand sich das Gemälde im Besitz ihres Bruders Charles. Anschließend ist es bei einer „Mrs. Dunderdale“ dokumentiert. Die Nachforschungen ergaben, dass es sich um Charles Macdonalds Adoptivtochter handelt. Vor ihrem Tod 1968 hatte sie es wohl 1966 oder früher an den US-Amerikaner Mario Amaya verkauft. 1966 publizierte er es in seinem Buch „Art Nouveau“. Amaya war Kunstkritiker, Herausgeber und Museumsdirektor und gehört zur ersten Generation der Jugendstil-Forscher. Von ihm gelangte das Gemälde zu Mela. Es scheint von 1924 bis 1969 Großbritannien nicht verlassen zu haben und gilt daher als unverdächtig.

 

Udo Felbinger

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