Manchmal nimmt die Recherche nach der Provenienz eines Gemäldes lange Wege und bleibt doch bis zum Ende offen. Ein Beispiel dafür ist die Recherche zu Jacob Jordaens Anbetung der Könige, seit 1968 im Bestand der Staatlichen Kunstsammlungen Kassel (Heute Hessen Kassel Heritage).
Von Hirten und Königen
Erste Hinweise auf die Provenienz des Jacob Jordaens (1593-1678) zugeschriebenen und unsignierten Gemäldes Anbetung der Könige (Datierung vermutlich um 1643/44, Größe 156,5 x 115,5 cm) fanden sich in der Bildakte. Nach deren Durchsicht konnte festgestellt werden, dass die Staatliche Kunstsammlung Kassel das Gemälde im Mai 1968 bei der Londoner Kunsthandlung F. Teltscher LTD. erwarb. Zwei weitere Schreiben liegen der Akte bei; zum einen ein handschriftlicher Brief datiert auf 1982 von einem Dr. H. Kropik aus Bad Aibling der berichtet, einmal Besitzer des Gemäldes gewesen zu sein und es in den englischen Kunsthandel verkauft zu haben. Allerdings gibt es in seinem Brief eine Verwechslung mit dem Titel, das als Anbetung der Hirten bezeichnete Gemälde, soll laut Schreiben ein Modell für ein in Diksmuide (Belgien) zerstörtes Altarbild von Jacob Jordaens gewesen sein. Zum anderen liegt der Bildakte ein kleiner handschriftlicher Zettel zur „Herkunft lt. Angaben des Kunsthändlers“ von 1968 bei. Darauf wurde notiert, dass sich das Gemälde in einer „Sammlung Marignan(e?) in Frankreich“ befunden haben soll und später in Turin in die Galleria Caretto gelangte, von wo aus es von der Kunsthandlung F. Teltscher in London erworben wurde. Diese Hinweise galt es zu überprüfen, denn sie reichen nicht als Beleg der Provenienz. Allerdings ließen sich in Archiven, Literatur und Datenbanken zu den Angaben in der Bildakte keine entsprechenden Belege finden. Es gab lediglich die Bestätigung der Galleria Caretto, wonach der Vater des heutigen Inhabers das Gemälde an einen „Mr. Kropik“ verkauft hatte. Dokumente dazu oder Informationen wo Caretto das Bild erworben hatte, gibt es bislang jedoch nicht.
Spurensuche im 18. Jahrhundert
Da die Recherchen an diesem Punkt nicht weiterkamen, wurde nach einer Erwähnung des Gemäldes in der kunsthistorischen Literatur ab dem Moment seiner Entstehung gesucht. Eine Werkidentität ließ sich jeweils anhand der Beschreibungen, des Titels und der Größenangaben vermuten. Es konnten fünf mutmaßliche Besitzer eines Gemäldes der Anbetung der Könige im 18. Jahrhundert in verschiedenen Versteigerungskatalogen in Den Haag und Amsterdam ausfindig gemacht werden. Erstmals erwähnt wurde 1743 ein Gemälde aus dem Nachlass des verstorbenen Seger Tierens (1657-1743) mit dem Titel „De Offerhande der drie Koningen aan Christus vol Figuuren“ welches in Den Haag versteigert werden sollte.1 Im Juni 1765 kam ein Gemälde aus dem Besitz von Pieter Leendert de Neufville der Ältere (1729-1774) in Amsterdam unter dem Titel „De Offerhanden der Wyzen uit het Ooften te Bethlehem“ zur Versteigerung.2 1777 fand eine weitere Auktion statt, auf der das Gemälde „l‘Adoration des Rois“ für 530 Gulden aus dem Nachlass von Nicolas Nieuhoff (1730-1776) an Jan Wubbels (ca. 1728-1791) überging.3 Auf der Nachlass-Auktion von Jan Wubbels im Juli 1792 erwarb laut Annotation Pierre Fouquet (1729-1800) das Bild. Der Katalog beschreibt das 62 x 45 Duimen große Gemälde „Aanbidding der drie Koningen“ von „J. Jordaans“ mit folgenden Worten: „Dieses Werk stellt die Anbetung der Heiligen Drei Könige dar, auf der linken Seite sitzt auf einer Ebene Maria mit dem Jesuskind, im Vordergrund kniet einer der Heiligen Drei Könige und bringt Gaben dar, während ein anderer kniet und Weihrauch darbringt: Dieses Werk ist sehr kunstvoll, reich an Ordnung und in der Manier von Rubens gemalt.“4 Das Gemälde konnte im Zuge der Recherchen nicht weiter im Besitz oder bei Versteigerungen des Amsterdamer Kunsthändlers Pierre Fouquet ausgemacht werden, der 1800 in Amsterdam verstirbt. Hier verliert sich vorerst die Spur.